Krisendienst

                                                                             

                                                                                  HISTORIE

1983 taten sich 6 Berliner gemeinnützige Therapievereine (u.a. das KommRum, die PSIFF (Therapie und Selbsthilfe für Frauen) unter Anregung von Heinrich Bertram,Wolfgang Hegenbart und Christine Strödel zusammen, um ein Krisenzentrum zu gründen. Es sollte in einem ehemaligen Krankenhaus am oberen Kurfürstendamm andere Gesundheits- und Selbsthilfeprojekte ergänzen, die dort nach den Vorstellungen des damaligen Willmersdorfer Gesundheitsstadtrat Dr. Ellis Huber einen Wirkort finden sollten. Das Krisenzentrum sollte Menschen, die  in einer krisenhaften Zuspitzung von Problemen in Ihrem Leben psychotherapeutische und beraterische Unterstützung suchten, diesen diese ohne Bürokratie, ohne Aktenführung und ordnungspolizeiliche `Bedrohung´durch psychotherapeutische Fachleute oder in der Bewältigung von Krisen erfahrene `Laien´  anbieten. Es sollte - und das war besonders neu- keine Unterscheidung zwischen Lebenskrisen, spirituellen Krisen (Krisen des Glaubens-  und Überzeugungssystems bzw. der Weltsicht) und psychiatrischen Notfällen geben. Es sollte keine krankheitsspezifische Diagnostizierung und Ettikettierung vorgenommen werden, nur die individuelle Person in ihren Kontexten und in ihrer Krise sollte im Mittelpunkt stehen. Für die `Kriselnden´ sollten keine Kosten entstehen. Die Krise wurde auch als heilsame Chance gesehen, einen Neuanfang, eine Problemlösung, eine grundlegende Verhaltensänderung zu wagen oder gar einen Wachstumssprung in der Persönlichkeit zu erreichen. (s.auch das Buch der bekannten Schweizer Psychoanalytikerin Verena Kast: Der schöpferische Sprung.)

Ein Teil des Krisenzentrums sollte auch das Krisenhaus sein, wo in einer WG für kurze Zeit Menschen unterkommen können sollten, die einer ruhigen Wohnsituation außerhalb ihrer gewohnten Strukturen bedurften, um ihre Krise bewältigen zu können. Dort sollte je nach Wunsch der `Ausruhenden´ eine kurzzeitige beraterische Unterstützung möglich sein. Eine weitere WG sollte bis maximal 4 Menschen in akuten psychotischen Zuständen beherbergen. Diese sollten dort in einem sog. `weichen´ Zimmer (reizarm, unverletzbar ausgestattet (`weich gepolstert´) unter Begleitung ihre Psychose durchleben können, ohne durch Medikamente gedämpft zu werden.

Das Krisenzentrum litt von Anfang -  wie auch das Gesamtprojekt im ehem. Krankenhaus - daran, daß keine Kostenträger gefunden wurden. Schließlich blieb vom Krisenzentrum unter dem Namen Krisen- und Beratungszentrum (KUB) - Schöneberg - weil es in den Bezirk Schöneberg umzog-, nur der Teil übrig, der Freitag/Samstag/Sonntag jeweils von 20 Uhr bis 8 Uhr morgens Krisenberatung durchführte. Am Anfang wurde er durch Selbsthilfemittel des Landes Berlin gefördert. Dann führten fast 2 Jahre lang die Mitarbeiter - Psychotherapeuten der beteiligten Therapievereine - die nächtlichen Dienste am Wochenende ohne Honorar durch. Das KommRum (zum KommRum s. auch das Buch von Hans Luger `KommRum- der andere Alltag mit Verrückten´erschienen 89 im Psychiatrie-Verlag) übernahm die Trägerschaft und  ein fester krisentherapeutisch erfahrener Mitarbeiterstamm übernahm den Platz der Psychotherapeuten aus den Therapieprojekten. Inzwischen war auch die Senatsverwaltung von der Wichtigkeit des Projektes überzeugt und nahm KUB in die Zuwendungsfinanzierung im Rahmen der Psychiatrieplanung des Landes Berlin. Nachdem hierdurch KUB gesichert war, entließ KommRum ihn in eigene Trägerschaft.

Auch durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit des KUB (s.auch `Bevor es zu spät ist. Außerstationäre Krisenintervention und Notfallpsychiatrie´ hrsg. von Günther Wienberg 1993 im Psychiatrie-Verlag) war der Gedanke der Krisenberatung verbreitert worden und es entstanden mit zum Teil  unterschiedlichen Konzepten auch in anderen Berliner Bezirken Krisendienste. Hier wären besonders die Krisenambulanz Wedding und der führend von Ilse Eichenbrenner entwickelte Notdienst Charlottenburg zu nennen.

                                                       Gegenwart

Die Berliner Krisendienste arbeiteten von Anfang an zusammen und es kam schließlich 1999 zu einem Berlin übergreifenden Zusammenschluss der einzelnen Krisendienste, der nun die ganze Woche rund um die Uhr erreichbar ist. In dem Zusammenschluss sind die einzelnen Dienste jedoch auch weiterhin existent und haben jeweils eine Region Berlins übernommen.Der KUB ist als Krisendienst Region Südwest zu finden und kann auch weiterhin positive inhaltliche Impulse setzen.    www.kub-in-berlin.de

Dieser Berlin gesamtumspannende, von der stationären Psychiatrie völlig unabhängige Krisendienst, der in vielen Fällen auch eine evtl. drohende Psychiatrisierung verhindern hilft und Beratung in Lebenskrisen mit psychiatrischer Notfallhilfe verbindet, ist in dieser Form und Ausrichtung in der europäischen `Versorgungslandschaft´ doch recht einmalig und hoffentlich impulsgebend.

Dieser Berliner Krisendienst - organisiert in verschiedenen regionalen Standorten und nachts in Berlin-Mitte zentralisiert- ist telefonisch und persönlich kostenlos und niedrigschwellig erreichbar. Er wird auch an Außenschauplätze mobil gerufen und auch von der Polizei außerhalb der Dienstzeiten der sozialpsychiatrischen Dienste zu Rate und zu Hilfe gezogen. In einer Art Vernetzung sind an ihm Mitarbeiter der in der jeweiligen Region arbeitenden psychosozialen Projekte und Einrichtungen beteiligt.

Der Berliner Krisendienst ist im Internet unter http://www.berliner-krisendienst.de zu finden.

Aus dem Info-Text:

 

Berlin braucht den Berliner Krisendienst.

Krisen und psychiatrische Notfälle treten überdurchschnittlich oft in den Abend- und Nachtstunden auf. Gerade dann, wenn die Gefährdung der Menschen durch akute Notfälle am größten ist, gab es bislang kein einheitliches und flächendeckendes Hilfsangebot.

Seit dem 1. Oktober 1999 hat der neu geschaffene Berliner Krisendienst die Herausforderung einer Krisenversorgung für ganz Berlin angenommen: Ein in Europa einmaliges Projekt einer städtischen Krisenversorgung dieser Größenordnung!

Der neue Berliner Krisendienst hat für die Versorgung der Stadt ein anspruchsvolles Anforderungsprofil definiert, aus dem an dieser Stelle nur beispielhaft einige Kernpunkte zitiert werden können:

Telefonische Erreichbarkeit rund um die Uhr.
Der Berliner Krisendienst ergänzt die vorhandenen psychosozialen und psychiatrischen Dienste außerhalb deren Öffnungszeiten. Er arbeitet schwerpunktmäßig dann, wenn die anderen Hilfsangebote geschlossen sind.

Der Berliner Krisendienst ist rund um die Uhr erreichbar. Neben den Öffnungszeiten der regionalen Standorte steht ein überregionaler Bereitschaftsdienst den Hilfesuchenden zur Verfügung.

Auf Wunsch Anonymität.
Jeder Anrufer oder Besucher des Berliner Krisendienst bleibt auf Wunsch anonym.
Niedrigschwelligkeit.
Hilfesuchenden wird die Kontaktaufnahme mit dem Berliner Krisendienst so einfach und unkompliziert wie irgend möglich gemacht.

Gemeindenähe.
Der Berliner Krisendienst ist in sechs Regionen mit neun Standorten für alle Berliner Bezirke präsent. Die sechs neu gebildeten Regionen wurden so angelegt, dass sie jeweils zwischen 550.000 und 640.000 Einwohner zählen.

Gute verkehrstechnische Erreichbarkeit.
Die Standorte in den Regionen garantieren eine möglichst günstige Erreichbarkeit durch den öffentlichen Personennahverkehr.

 

 

 

 

Der Berliner Krisendienst macht ein Angebot für Menschen, die eine Krise durchleben und Unterstützung suchen.

Aber auch diejenigen, die mit Betroffenen leben und arbeiten: Partner, Verwandte, Freunde oder Kollegen können sich an den Krisendienst wenden. Sie melden sich beim Berliner Krisendienst, weil sie aus Sorge um die ihnen nahestehende Person Rat suchen, oder weil sie unmittelbar von der Krise des anderen betroffen sind und ebenfalls Hilfe benötigen.

Oft sind es Dritte, die auf psychiatrische Notfallsituationen und suizidale Menschen aufmerksam machen und somit erst die Rettung von Gesundheit und Leben durch den Berliner Krisendienst und andere ermöglichen.

Aufgrund der alarmierend hohen Zahlen von Suiziden und Suizid-Versuchen bildet dieses Problemfeld einen Schwerpunkt in der Arbeit des Berliner Krisendienst.

Allein in Berlin haben sich 1998 insgesamt 447 Menschen das Leben genommen (in Deutschland insgesamt: jährlich rund 12.000).

Damit sind – sowohl deutschlandweit als auch in Berlin allein genommen – deutlich mehr Suizidopfer als Verkehrstote zu beklagen. Nach Einschätzung von anerkannten Experten der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention ist die Zahl der Suizidversuche nochmals deutlich höher. Krisenintervention und Prävention bei suizidalen Menschen haben daher einen besonderen Stellenwert in der Arbeit des Berliner Krisendienst.

Darüber hinaus bietet der Berliner Krisendienst seine Unterstützung allen professionellen Hilfseinrichtungen sowie dem allgemeinen Notfallsystem an: Ärzte, Therapeuten und Mitarbeiter sozialer Einrichtungen, aber auch Polizei und Feuerwehr können den Berliner Krisendienst jederzeit in Anspruch nehmen und insbesondere bei Notfall-Einsätzen hinzuziehen.

Rund um die Uhr:

eine flächendeckende Krisenversorgung für Berlin.

Der Berliner Krisendienst ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar.

Er bietet insbesondere in den Abend- und Nachtstunden Beratung und Hilfe in Krisensituationen an. Damit werden die vorhandenen psychosozialen und psychiatrischen Dienste außerhalb ihrer Öffnungszeiten effektiv ergänzt.

In sechs Regionen Berlins sind 9 Standorte täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, von 16.00 bis 24.00 Uhr geöffnet.

Zu diesen Zeiten können Hilfesuchende mit den Beratern telefonisch Kontakt aufnehmen oder den nächstgelegenen Standort aufsuchen, um vor Ort ein Gespräch zu führen – ohne Voranmeldung, kostenlos und auf Wunsch anonym.

In dringenden Fällen suchen die Berater auch den Ort der Krise auf.

Ärzte stehen – ebenfalls rund um die Uhr – in Rufbereitschaft und werden gegebenenfalls hinzugezogen.

Außerhalb der Öffnungszeiten der regionalen Standorte wird jeder Anruf automatisch an den überregionalen Bereitschaftsdienst eitergeleitet. Dieser wird gemeinsam am Standort der Region Mitte von allen Mitarbeitern des Berliner Krisendienst betrieben. Der Bereitschaftsdienst übernimmt somit täglich von 24.00 bis 16.00 Uhr einen wichtigen Teil der Krisenversorgung des gesamten Stadtgebietes Berlin.Einzige Einschränkung: Da an Werktagen von 08.00 bis 16.00 Uhr die Anlaufstellen des allgemeinen Gesundheitswesens (Arzt-Praxen, Beratungsstellen, sozialpsychiatrische Dienste der Bezirke etc.) geöffnet sind, beschränkt sich der Bereitschaftsdienst zu diesen Zeiten auf telefonische Information und Weitervermittlung.

Insbesondere bei akuten Krisen und psychiatrischen Problemstellungen, die einen Hausbesuch erfordern, wird sich auch die Frage nach ärztlichem Handeln stellen. In diesen Fällen kann der fachärztliche Hintergrunddienst des Berliner Krisendienst hinzugezogen werden.

Krisenintervention bei Menschen mit geistiger Behinderung.

Wie nicht-behinderte können auch behinderte Menschen jederzeit in eine psychosoziale oder suizidale Krise geraten. Bei ihnen besteht sogar eine höhere Wahrscheinlichkeit psychischer Erkrankungen als bei nicht behinderten Menschen.

Der Berliner Krisendienst trägt mit einem speziellen Angebot diesem Umstand Rechnung.

Geistig behinderte Menschen aller Altersgruppen – ob in speziellen Einrichtungen oder zu Hause –, ihre Angehörigen, Mitbewohner und Freunde sowie ihre Betreuer in Wohneinrichtungen und Heimen finden beim Berliner Krisendienst spezialisierte Ansprechpartner.

Durch telefonische Beratung, Hausbesuche und Gespräche in der Beratungsstelle wird Menschen mit geistigen Behinderungen und ihrem persönlichen Umfeld in Krisensituationen, bei Überforderung und Eskalation individuelle Entlastung angeboten.

Bei Konflikten mit Angehörigen und Freunden, bei Trennungsschmerz und Suizid-Gedanken sowie bei psychiatrischen Notfällen kann frühzeitig eine Unterstützung erfolgen.

Die Position als Außenstehender kann hier vorteilhaft wirken. Der gleichzeitig sehr persönliche, vertrauensvolle Kontakt zum Klienten ist die Basis einer erfolgreichen Arbeit in einer besonderen Beziehung zum Hilfesuchenden.

Da die gewohnte verbale Kommunikation häufig beschränkt bleiben muß, werden neue Kommunikationswege gesucht und in die Interaktion einbezogen.

Angehörige und Betreuer von geistig behinderten Menschen haben Verhaltensweisen entwickelt, um Krisensituationen im Umgang mit ihnen zu bewältigen. Und doch brauchen auch sie manchmal die Hilfe Dritter.

Allen Betroffenen in diesem speziellen Umfeld gilt das Bestreben des Berliner Krisendienst und seiner Mitarbeiter, immer wieder gemeinsam Wege aus der Krise zu finden.

 Die Standorte.

Region/BezirkeStandort-AnschriftTelefon 030/grafik.Büro 030/grafik.

täglich 16.00 - 24.00 Uhr

Region Mitte

Wedding, Mitte,TiergartenTurmstraße 21 Telefon 3 90 63.110

Friedrichshain, Kreuzberg10559 Berlin-Tiergarten3 90 63.10Telefax 3 90 63.129

Region West

Charlottenburg, WilmersdorfHorstweg 2Telefon 3 90 63.21014059 Berlin-Charlottenburg3 90 63.20Telefax 3 90 63.229

SpandauLynarstraße 1213585 Berlin-Spandau3 90 63.30

Region Nord

Prenzlauer Berg,Mühlenstraße 48 Telefon 3 90 63.410

Weißensee, Pankow13187 Berlin-Pankow3 90 63.40Telefax 3 90 63.429

ReinickendorfAm Nordgraben 1

13509 Berlin-Reinickendorf3 90 63.50

Region Süd-West

Zehlendorf, Steglitz,Albrechtstraße 7Telefon 3 90 63.610

Schöneberg, Tempelhof12165 Berlin-Steglitz3 90 63.60Telefax 3 90 63.629

Region Ost

Lichtenberg, Irenenstraße 21 ATelefon 3 90 63.710

Hellersdorf, Marzahn10317 Berlin-Lichtenberg3 90 63.70Telefax 3 90 63.729

HohenschönhausenManetstraße 8313053 Berlin-Hohenschönhausen

Region Süd-Ost

Treptow, KöpenickSpreestraße 6Telefon 3 90 63.810

12439 Berlin-Treptow3 90 63.80Telefax 3 90 63.829

NeuköllnKarl-Marx-Straße 2312043 Berlin-Neukölln3 90 63.90

 

Überregionaler Bereitschaftsdienst aller Regionen

(in dringenden Fällen Hausbesuche, Arzt in Rufbereitschaft)

 Nachts von 24.00 bis 8.00 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen:

Turmstraße 21 · 10559 Berlin390 63.00

 Werktags von 8.00 bis 16.00 Uhr nur telefonische

Information und Weitervermittlung:390 63.00

 


 

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Letzte Aktualisierung      11.12.2010

 

 

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